Die ukrainischen Spieler feiern das 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Oleksandr Petrakow gingen die Erlebnisse des ganz besonderes Fußballabends in Mönchengladbach sichtlich nahe.

«Beim Singen der Nationalhymne hatte ich Tränen in den Augen», sagte der ukrainische Nationaltrainer nach dem Benefizspiel seiner Mannschaft bei Borussia Mönchengladbach. Immer wieder wog der 64-Jährige den Kopf hin und her, rang nach den richtigen Worten und sprach über die besondere Situation, ein Fußballspiel zu bestreiten während in der Heimat Krieg herrscht.

«Ich wünsche keinem, in dieser Situation zu sein und das zu erleben», sagte Petrakow. «Seit dem ersten Tag, als die Raketen begannen über Kiew zu fliegen, saß ich in meiner Wohnung. Meine Frau konnte es nach einiger Zeit nicht mehr aushalten, ist dann immer wieder zur Sicherheit in einen Schutzraum gegangen. Wie gesagt: Ich wünsche es keinem, und es ist eigentlich gar nicht zu beschreiben, wie schlimm das alles ist.»

Ukraine-Trainer bedankt sich für Unterstützung

Die sportliche Leistung seiner Spieler wollte er im Einzelnen nicht öffentlich bewerten. Die Einordnung des ersten Spiels der Auswahl seit Beginn der russischen Invasion fiel ihm schwer. Stattdessen drückte Petrakow seine Dankbarkeit für die Solidarität und konkrete Hilfe rund um das Spiel aus. «Wir sind allen ukrainischen Zuschauern und Gästen, aber auch den deutschen, dankbar für die Unterstützung», sagte er. Es sei gut gewesen zu zeigen, «dass wir als Land noch lange nicht verloren sind».

Im direkten Zusammenhang mit dem Spiel vor 20.223 Zuschauern wurden nach Angaben des Gladbacher Bundesligisten rund 600.000 Euro für die Ukraine eingenommen. Das Geld wurde unter anderem durch Ticketeinnahmen und Spenden eingespielt, die der TV-Sender Pro7 während seiner Übertragung sammelte.

«Man hat es gespürt, dass es eine besondere Atmosphäre war», sagte Gladbachs Außenstürmer Patrick Herrmann. Der Borussia-Park sei anders gewesen als sonst. «Das war irgendwie toll.»

Zuschauer klatschten für beide Teams

Zur besonderen Atmosphäre gehörte, dass die meisten Zuschauer für beide Teams klatschten, bei den Toren der Ukrainer zum 2:1-Sieg des Nationalteams äußerten auch die Gladbacher Fans keinen Unmut. Statt Borussia-Songs wurden vor der Partie ukrainische Lieder gespielt. Die Kameras fingen immer wieder Menschen ein, die ihre Emotionen nicht verbargen und weinten.

Nach Abpfiff der Partie wollten vor allem Jugendliche ihren Stars ganz nah sein. Zunächst betrat nur ein Fan mit Ukraine-Fahne den Rasen, dann liefen immer mehr Menschen auf den Platz. Unter Applaus von den Rängen holten sich einige von ihnen eine Umarmung mit einem ukrainischen Auswahlspieler ab, andere wurden von den Ordnern unter Pfiffen vieler Zuschauer vorher eingefangen.

Die Ukraine will nun in den kommenden Wochen weitere Tests bestreiten. Den Spielern aus der einheimischen Liga fehlt seit Kriegsbeginn Wettkampfpraxis und Anfang Juni stehen die Playoffs für die Weltmeisterschaft in Katar an. Am 1. Juni soll das Team das Halbfinale in Schottland bestreiten. Gewinnt die Ukraine, spielt sie vier Tage später gegen Wales um die WM-Teilnahme.

Von Thomas Eßer, dpa
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