Dortmunder Torgarant: Erling Haaland. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Nach der erneuten Teilaussperrung der Fans bleibt Borussia Dortmund vor dem Bundesliga-Spitzenspiel gegen den FC Bayern München noch genau eine große Hoffnung: Erling Haaland.

Dass das Sturmphänomen nach hartnäckiger Hüftverletzung unerwartet früh wieder fit wurde, hat die Gemütslage vieler sonst so bodenständiger Westfalen binnen weniger Tage komplett verändert. «Die sollen ruhig mal kommen», tönte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bereits bei Sky vor dem Showdown und dem Kampf um die Tabellenspitze am Samstag (18.30 Uhr/Sky).

Noch vor einer Woche war die Stimmung nach dem peinlichen Aus in der Fußball-Champions-League für das Team von Trainer Marco Rose in einer machbaren Gruppe durch das 1:3 bei Sporting Lissabon im Keller. Dann feierte Haaland nach anderthalbmonatiger Verletzungspause in Wolfsburg ein phänomenales Comeback und plötzlich war alles anders. «Das Spiel gegen Bayern München wollen wir vor unseren Fans auch als Spitzenspiel angehen: mit viel Selbstvertrauen und viel Mut», sagte der zuvor noch so enttäuschte Rose.

Maximal 15.000 Zuschauer

Da ging der ehrgeizige Coach auch noch davon auf, am Samstag vor 67.000 Zuschauern spielen zu können. Angesichts der prekären Pandemielage wird daraus nichts, nur maximal 15.000 Zuschauer dürfen dabei sein. Doch es bleibt immer noch Torgarant Haaland. In Wolfsburg war der 21-Jährige eingewechselt worden und schoss nur acht Minuten danach in seinem 50. Bundesligaspiel sein 50. Ligator. Im Schnitt benötigt er drei Möglichkeiten für einen Treffer.

«Erling ist ein Unterschiedsspieler», formulierte Rose hernach eine Binsenweisheit. Dies lässt sich auch mit Daten belegen. Ohne die norwegische Urgewalt im Angriff erspielten sich die Westfalen weniger Chancen und erzielten zudem weniger Tore als mit ihm. Und vor allem fühlen sich die Mitspieler stärker mit Haaland. «Das ist eine Extra-Motivation für das gesamte Team», sagte Verteidiger Thomas Meunier.

«Dass Haaland zurück ist, gibt der Borussia einen Push», urteilte auch Weltmeister Miroslav Klose im «Kicker»: «Er verändert das BVB-Spiel und die Mentalität der Mannschaft.»

Kohler zweifelt

Ob dies indes reicht, um die Bayern von der Tabellenspitze zu stoßen, ist ungewiss. Nicht nur der frühere Dortmunder und Münchner Meisterspieler Jürgen Kohler hat da so seine Zweifel. «Beim BVB ist Haaland der einzige Unterschiedsspieler, der für seine Mannschaft ein Spiel in den entscheidenden Momenten gewinnen kann. Die Bayern haben mit Lewandowski und Torhüter Manuel Neuer zwei dieser Kategorie», sagte der Weltmeister von 1990 dem Internet-Portal Sportbuzzer.

Im Gespräch mit der Funke Mediengruppe wurde Kohler mit Blick auf den restlichen Kader noch deutlicher. «Nennen Sie mir doch einmal im Mittelfeld einen, der richtig stark im Eins-gegen-eins verteidigt», kritisierte Kohler. «Aber wer ist wirklich tragender Nationalspieler in seinem Land? Marco Reus ist das nicht, Mats Hummels ist das nicht, Axel Witsel und Emre Can auch nicht.» Dabei müssten diese Profis gerade in den engen Spielen zum Beispiel gegen die Bayern mehr leisten. «Aber da machen auch die gestandenen Spieler zu viele Fehler, und deswegen sind sie auch zurecht aus der Champions League ausgeschieden», ätzte Kohler weiter.

Und bei allen Toren Haalands – auch gegen die Bayern traf er in den vergangenen drei Duellen dreimal – und seiner Auswirkung auf das Dortmunder Spiel: Alle fünf Pflichtspiele mit Haaland verlor der BVB bislang gegen den Rekordmeister.

Von Carsten Lappe, dpa
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