Der VfL Bochum feiert den Klassenerhalt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marius Becker/dpa)

Die Spieler von Fortuna Düsseldorf kümmerten sich nach dem Elfmeter-Drama vor allem um ihren Teamkollegen und Pechvogel Takashi Uchino. Die Gegner vom VfL Bochum waren beinahe zu erschöpft, um ausgelassen zu jubeln.

Mit einer unglaublichen Energieleistung in einem packenden Relegationsspiel hat der Bundesliga-Drittletzte aus Bochum doch noch das Wunder Klassenverbleib geschafft und dem Zweitliga-Dritten aus dem Rheinland den sicher geglaubten Aufstieg in die Fußball-Bundesliga in letzter Minute aus den Händen gerissen. «Heute sind alle Helden», meinte der beste Bochumer, Kevin Stöger, bei Sky.

«Auf uns hat niemand mehr gesetzt», sagte VfL-Geschäftsführer Patrick Fabian. «Deshalb bin ich unheimlich stolz auf die Jungs. Ich freue mich unfassbar für die Stadt, für den Club, für die Fans.» Düsseldorfs Sportvorstand Klaus Allofs versprach: «Wir geben nicht auf. Wir greifen wieder an.» Es sei eine junge Mannschaft, «die Außergewöhnliches geleistet hat». Für die Fortuna wäre der Aufstieg «ein Quantensprung gewesen».

0:3-Rückstand aufgeholt

Nach einem fast aussichtslosen 0:3-Rückstand aus dem Hinspiel drehten die Bochumer die Relegation im Rückspiel in der mit 51.500 Zuschauern voll besetzten Düsseldorfer EM-Arena mit 6:5 im Elfmeterschießen. Düsseldorfs Uchino sorgte mit seinem Fehlschuss beim insgesamt zwölften Elfmeter für die Entscheidung. Nach regulärer Spielzeit und der Verlängerung hatte es 3:0 (1:0) gestanden. In der regulären Spielzeit hatten Philipp Hofmann in der 18. Minute und 66. Minute sowie Kevin Stöger (70.) per Handelfmeter mit ihren Treffern die Verlängerung erzwungen.

Unter den in prächtiger Feierlaune ins Stadion geströmten Fortuna-Fans herrschte blankes Entsetzen, als die Gäste ihren sensationellen Coup ausgelassen auf dem Rasen feierten. Viele Kneipen in der Stadt boten die Liveübertragung an und waren rappelvoll. Zwei Stunden vor der Partie gab es einen kilometerlangen Fan-Marsch zum Stadion. Düsseldorf hat nach vier Jahren Abstinenz wieder Lust auf Bundesliga-Fußball. Doch die Vorfreude hielt nicht bis zum Ende. Den zum Greifen nahen Aufstieg gaben die Düsseldorfer tatsächlich noch aus den Händen. Die Bochumer hingegen konnten ihr Glück kaum fassen, nutzten ihre Möglichkeiten aber eiskalt.

Stöger überragend

Auf dem Feld gaben die Gäste den Ton an. Interimscoach Heiko Butscher veränderte seine Elf auf drei Positionen und stellte unter anderem Kapitän Anthony Losilla wieder in die Startelf. Die Bochumer waren die spielbestimmende Mannschaft und kamen nach einem Freistoß des überragenden Stöger von der linken Seite zu ihrer ersten großen Chance und dem Führungstreffer durch Hofmann, der mit dem Kopf aus fünf Metern Entfernung traf.

Die Gastgeber hatten bis dahin sehr abwartend agiert und kamen lediglich durch Kontersituationen und Torjäger Christos Tzolis zu einigen Szenen in der Offensive. Trainer Daniel Thioune nominierte wie erwartet die Startelf, die in Bochum souverän gewann. Es brauchte den Gegentreffer, um die Düsseldorfer aufzuwecken.

Nach einer halben Stunde hatte Vincent Vermeij die Ausgleichschance, vergab aber knapp. Der Druck wurde größer, die Unterstützung von den Rängen noch lauter. Angetrieben vom starken Marcel Sobottka kamen die Rheinländer zu einigen guten Offensivszenen. Brenzlig wurde es für die Gäste immer dann, wenn Tzolis im Angriff unterwegs war. Fortunas Torjäger blieb allerdings im Abschluss ohne Erfolg, auch seine Eckbälle sorgten diesmal nicht für die große Gefahr.

Hofmann trifft zur rechten Zeit

Dafür gelang Mittelstürmer Hofmann, der in der ganzen Saison nur vier Treffer erzielen konnte, erneut nach Flanke von Stöger das wichtige 2:0. Dann bekam der VfL Oberwasser und zudem einen Handelfmeter zugesprochen, nachdem Matthias Zimmermann der Ball im Strafraum an den Arm gesprungen war. Stöger verwandelte den Strafstoß souverän, Fortunas Keeper Florian Kastenmeier war ohne Chance.

Damit bleiben die Düsseldorfer auch im nächsten Jahr in der 2. Liga und müssen ihre Aufstiegsträume begraben. Die schon geplanten Feiern mussten abgesagt werden. Sportlich wird sich die Mannschaft wohl in der nächsten Saison ohne ihre besten Spieler wie Tzolis präsentieren und große Konkurrenz im Bestreben um die Rückkehr in die Bundesliga haben. Die Bochumer hingegen können das vierte Jahr in Serie planen, müssen sich aber personell auch auf der Trainerposition neu aufstellen.

Von Morten Ritter und Claas Hennig, dpa
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