Englands Harry Maguire feiert nach Spielende den Sieg seiner Mannschaft. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Justin Tallis/AFP Pool/AP/dpa)

Vor fünf Jahren stand Harry Maguire noch im Fanblock. Gemeinsam mit ein paar Freunden war er nach Frankreich gereist, um die englische Fußball-Nationalmannschaft bei der EM zu unterstützen.

Auf seinem Twitter-Account findet sich noch heute ein Foto, wie er 2016 zusammen mit seinen Jungs in Fankleidung auf der Tribüne in die Kamera lächelt. Besonders lange dürfte die Freude bei ihnen aber nicht angehalten haben, weil die Three Lions nach einer desaströsen Leistung gegen Außenseiter Island (1:2) schon im Achtelfinale aus dem Turnier flogen. Seitdem hat sich viel verändert. Für Maguire und für England.

Einer der Säulen der Three Lions

Vor dem Halbfinale der aktuellen Europameisterschaft an diesem Mittwoch (21.00 Uhr) gegen Dänemark zählt der 28-Jährige längst zu den Säulen des englischen Teams. Maguire ist Abwehrchef und Antreiber, und er hat einen großen Anteil daran, dass die Engländer als einziger Halbfinalist des Turniers noch ohne Gegentor sind. EM-übergreifend haben die Three Lions nun sogar schon sieben Partien nacheinander ohne Gegentreffer überstanden, was laut Verbandsangaben zuvor noch nie einer englischen Mannschaft gelungen war. Damit gibt sich der Kapitän von Manchester United aber längst nicht zufrieden.

«Zweimal nacheinander das Halbfinale bei einem großen Turnier erreicht zu haben, ist eine tolle Leistung», sagte Maguire mit Blick auf die WM 2018, als England kurz vor dem Endspiel gegen Kroatien ausgeschieden war. «Aber jetzt sitzen wir hier und wollen weiterkommen. Das ist unsere Mentalität. Dem gilt unser Fokus.»

Maguire weiß aus verschiedenen Perspektiven, wie schmerzhaft sich das Aus in der K.o.-Runde anfühlen kann. 2018 gegen die Kroaten zählte er zum Stammpersonal der englischen Defensive. Zwei Jahre zuvor hatte er noch als Fan auf der Tribüne erlebt, wie England sich in Nizza gegen Island blamierte.

England nach EM-Aus 2016 mit Umbruch

Unmittelbar nach dem schmerzhaften Aus setzte ein Umbruch im Nationalteam ein. Noch am selben Abend trat der damalige Nationalcoach Roy Hodgson zurück, sein Nach-Nachfolger Gareth Southgate machte eine neue Generation um Spieler wie Maguire zum Schlüssel zur Wiederherstellung der englischen Reputation. «Gareth hat mich immer unterstützt», sagte Maguire. «Jedes Mal, wenn ich für England auf den Platz gehe, will ich ihm etwas zurückgeben.» Was bei dieser EM bislang ziemlich gut funktioniert. Nachdem er die ersten beiden Vorrundenspiele noch verletzungsbedingt verpasst hatte, geht Maguire mittlerweile als Chef der überragenden Defensive voran.

«Ich war Trainer bei Bayern München und habe dort einen brasilianischen Innenverteidiger namens Lucio trainiert, er war ein bisschen wie Maguire», erzählte Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann jüngst in einer TV-Sendung der BBC. «Er hat sich den Ball im Mittelfeld genommen und ist nach vorne gerannt. Wir haben nie gewusst, was passiert! Harry ist ähnlich.» Beim 4:0-Achtelfinal-Sieg gegen die Ukraine gelang Maguire zuletzt sogar sein erstes EM-Tor für die Engländer. Vor fünf Jahren hätte er solche Treffer noch von der Tribüne aus bejubelt und zu seinen Idolen auf dem Rasen aufgeschaut. Jetzt macht er sie selbst. Und die Fans schauen zu ihm auf.

Von Nils Bastek, dpa
Folge uns

Von