Noch vor dem ersten Training unter dem neuen Chefcoach Tayfun Korkut erwartet die Profis von Hertha BSC eine gepfefferte Ansprache von Fredi Bobic.
«Die Mannschaft ist jetzt in der Pflicht. Das werden sie auch von mir hören», sagte der Geschäftsführer des Berliner Fußball-Bundesligisten. Um 14.00 Uhr bittet Korkut das unverändert wankelmütig spielende Hertha-Ensemble um den torlosen Hitzkopf Davie Selke und Verbal-Anführer Kevin-Prince Boateng zur ersten Übungseinheit nach der Trennung von Club-Ikone Pal Dardai auf den Schenkendorff-Platz schräg hinter dem Olympiastadion.
Korkut will erstmal genau hinschauen. Und sich anpassen, an das, was ihm das Spielermaterial ermöglicht. Hurra- und Gute-Laune-Fußball wird es so schnell kaum geben. Ein «Stück weit» müsse er «zum Chamäleon werden», meinte der 47-Jährige. Womöglich war es eine der wenigen Paralllen zu Dardai, der gerne Vergleiche aus dem Tierreich vom Känguru und Dackel (Dodi Lukebakio) bis zum Papa-Bär (Niklas Stark) wählte, um seine Spieler zu beschreiben.
Korkut soll Team in «ruhigere Gewässer» bringen
Zu viele Parallelen zur Vergangenheit dürfen es für Korkut nicht sein, bei seiner schwierigen Mission, die personell permanent veränderte Hertha endlich in «ruhigere Gewässer» (Bobic) zu bringen. Eine erste «Schnellanalyse» des Kaders habe er schon gemacht. «Es gibt immer viele Meinungen, aber auch Fakten. Die Ergebnisse und Statistiken sagen etwas aus», meinte Korkut, der seit seinem letzten Job beim VfB Stuttgart immerhin gut drei Jahre raus war aus dem Bundesliga-Geschäft.
Eine Hertha-Statistik aus einer kürzeren Zeitspanne: Seit der ersten Trennung von Dardai im Sommer 2019 versuchten sich in Ante Covic, Jürgen Klinsmann, Alexander Nouri, Bruno Labbadia und Dardai fünf mehr oder weniger prominente Trainer erfolglos an einem Berliner Fußball-Aufschwung. Trotz der 375 Millionen Euro Investoren-Zahlungen von Lars Windhorst. Für Dardai endete der zweite Cheftrainer-Anlauf auf Platz 14, einen Punkt vor dem Relegationsrang.
«Der Ansatz ist immer gleich»
Er müsse «pragmatisch» vorgehen, sagte Korkut. Das habe er in seiner Zeit als Profi in Spanien bei Real Sociedad San Sebastian und Espanyol Barcelona gelernt, meinte der türkische Ex-Nationalspieler. Ein bisschen weltmännischer soll es laut Bobic bei der Hertha zugehen. Korkut spreche mehrere Sprachen fließend. Eine weitere Spitze gegen Vorgänger Dardai, der mit seinem vom ungarischen Akzent durchzogenen Berlinern ein bisschen hauptstadt-provinziell blieb.
Korkut, der erstmal einen Vertag bis zum nächsten Sommer hat, weiß, dass ihm gute Sprachkenntnisse allein nicht reichen werden, trotz der engen Bande mit Bobic. «Der Ansatz ist immer gleich, Spiele gewinnen, erfolgreich Fußball spielen», sagte der neue Hertha-Chefcoach.