Investor Lars Windhorst bietet Hertha BSC den Rückkauf seiner Anteile an. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Soeren Stache/dpa)

Es ist der endgültige Bruch in der viel belasteten Beziehung zwischen Hertha BSC und Investor Lars Windhorst. Nach dem jüngsten Eklat um eine angebliche Kampagne durch ein israelisches Sicherheitsunternehmen will der Investor seine Zusammenarbeit mit dem Fußball-Bundesligisten beenden.

Windhorst bietet dem Hauptstadt-Verein den Rückkauf der für 374 Millionen Euro erworbenen Anteile an. In einer Erklärung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, urteilte Windhorst, dass der aktuelle Präsident Kay Bernstein «erkennbar an einer vertrauensvollen und seriösen Zusammenarbeit nicht interessiert» sei. Es gebe keine Basis und keine Perspektive mehr, schrieb der 2019 mit seiner Tennor-Gruppe bei Hertha eingestiegene Investor.

Hertha meldet sich zu Wort

Der Club wies die Vorwürfe zurück. «Der Facebook-Post von Lars Windhorst vom heutigen Nachmittag entspricht nicht dem Besprochenen und Verabredeten. Die darin erhobenen sonstigen Vorwürfe sind unzutreffend», hieß es in einer Mitteilung. 

Wie es bei den Berlinern nun weitergeht, ist trotzdem überwiegend unklar. Ein Rückkauf von Windhorsts Anteilen dürfte für Hertha finanziell nicht zu leisten sein. Dass Windhorst für den Preis einen anderen Käufer findet, erscheint unwahrscheinlich. Der Club gab zu Protokoll: «Hertha BSC bietet Tennor die Unterstützung bei der Käufersuche in einem geordneten Investorenprozess im besten Interesse von Hertha BSC und Tennors Investoren und Gläubigern an.»

Windhorst bestreitet Kampagne gegen Gegenbauer

Seit der Wahl von Bernstein im Sommer, als Ex-Ultra kein natürlicher Freund von Investoren im Fußball, hatte zwischen dem Club und Windhorst ein Burgfrieden bestanden. Bis am vergangenen Donnerstag brisante Medienberichte auftauchten: Der Investor soll demnach über eine israelische Agentur eine Kampagne gegen Bernsteins Vorgänger und Windhorsts Gegenspieler Werner Gegenbauer veranlasst haben. Windhorst wies dies als Unsinn von sich. 

Hertha forderte den 45-Jährigen tags darauf zu einer schriftlichen Stellungnahme auf, lässt die Causa zudem von einer Anwaltskanzlei prüfen. Sehr zum Unmut von Windhorst: «Statt gemeinsam mit uns an der Aufklärung zu arbeiten, hat Präsident Bernstein entschieden, sich ohne Prüfung der Beweislage den Vorverurteilungen anzuschließen», schilderte er das Vorgehen der neuen Vereinsführung aus seiner Sicht. Der Präsident habe in einem Gespräch mit ihnen als Ziel seiner Aktivitäten «den Break mit Tennor» genannt. 

Der Verein widersprach dieser Darstellung: «Hertha BSC, Kay Bernstein oder ein anderer Vertreter des Vereins haben sich zu keinem Zeitpunkt Lars Windhorst oder Tennor gegenüber vorverurteilend in der Öffentlichkeit geäußert.». Zudem verwiesen die Berliner auf ein von Tennor gewünschtes Gespräch mit Bernstein und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Brüggemann zu der Causa, das stattgefunden habe. Seit dem Sommer hätten sich Bernstein und der Club um eine bessere Kommunikation mit Windhorst bemüht.

Der Investor erklärte zuvor, unter den aktuellen Voraussetzungen sei eine weitere Zusammenarbeit zum Wohle von Hertha BSC ausgeschlossen, wirtschaftliche und sportliche Ziele seien so nicht zu erreichen, «und damit ist die wesentliche Grundlage unseres Engagements für Hertha BSC zerstört». Deshalb werde er das Engagement bei Hertha beenden und dem Club offiziell anbieten, «unsere Mehrheits-Anteile in Höhe von 64,7 % zum damaligen Kaufpreis zurückzukaufen».

Präsidiumssitzung am Abend

Wie der «Spiegel» berichtete, wollte das Präsidium von Hertha am Abend über einen Antrag auf einen Vereinsausschluss von Windhorst entscheiden. Der Club verwies darauf, dass man sich generell nicht vorab zu Inhalten der turnusmäßigen Sitzungen äußere. Über einen Ausschluss von Windhorst aus dem Verein würde im Falle eines Antrags des Präsidiums das Vereinsgericht der Berliner entscheiden. Am Status von Tennor als Anteilseigner würde ein Ausschluss nichts ändern.

Windhorst investierte seit seinem Einstieg in der Bundesliga einmalige 374 Millionen in den Verein über seine Tennor-Gruppe. Das Geld, inzwischen überwiegend aufgebraucht, floss in Transfers, die Tilgung von Schulden und das Überstehen der Corona-Krise. Sportlich machte sich das positiv nicht bemerkbar: Klassenkampf-Realität statt Big-City-Club-Träumerei. Auch jetzt beträgt der Abstand auf Rang 16 gerade mal zwei Punkte trotz ermutigender Auftritte der Mannschaft. 

Dazu kamen immer wieder Differenzen zwischen Investor und Club: Mal ging es um die Pünktlichkeit von Zahlungen, mal um die Fehde zwischen Windhorst und Gegenbauer, mal um die Besetzung von Jürgen Klinsmann als Trainer. Hertha kam bis zum Sommer nicht zur Ruhe – nun ist sie nach nur ein paar Monaten Verschnaufpause auch wieder bis auf Weiteres dahin.

David Langenbein und Jens Marx, dpa
Folge uns

Von