Drei Jahre nach ihrem Engagement bei den Regionalliga-Männern der Sportfreunde Lotte sieht Imke Wübbenhorst weiter schwierige Voraussetzungen für Trainerinnen um Fußball.
«Du verdienst wenig Geld und bist immer darauf angewiesen, einen neuen Job zu bekommen. Trainer im Profifußball haben bei ihren Verdiensten große Rücklagen, wir können uns eine Pause nicht leisten», sagte die 33 Jahre alte Niedersächsin der Deutschen Presse-Agentur. «Wir Trainerinnen haben auch keinen festen Wohnsitz mit einem Haus irgendwo. Man gibt ziemlich viel auf, wenn man sich auf diesen Beruf einlässt.»
Wübbenhorst hatte 2020 für viele Schlagzeilen gesorgt, als sie als erste Frau nach Inka Grings (SV Straelen) in Lotte einen Männer-Viertligisten übernahm. Ein gutes halbes Jahr später wurde sie beurlaubt. Die frühere Spielerin und Trainerin des BV Cloppenburg ist inzwischen Chefcoach des Frauen-Erstligisten Young Boys Bern in der Schweiz. «Ich hatte sehr viel Glück, dass hier gute Strukturen vorhanden sind. Aber das war für mich auch eine Grundvoraussetzung, um so eine Aufgabe zu übernehmen. Ich spüre hier sehr große Wertschätzung», sagte Wübbenhorst.
«Hauptsache, die Strukturen stimmen»
Ihr sei es egal, ob sie Männer oder Frauen trainiere. «Hauptsache, die Strukturen stimmen und man kann mit den Verantwortlichen professionell zusammenarbeiten», sagte Wübbenhorst. «Aber ich würde mich nicht mehr auf ein Himmelfahrtskommando wie damals bei den Sportfreunden Lotte einlassen.»
Die frühere deutsche Nachwuchs-Nationalspielerin gehört zu den nur zehn Frauen, die in den vergangenen zehn Jahren den Fußballlehrer-Lehrgang beim DFB absolviert haben. Eine andere davon ist Theresa Merk, die als Trainerin des SC Freiburg im Pokalfinale am Donnerstag (16.45 Uhr/ARD und Sky) in Köln auf den VfL Wolfsburg trifft. «Für uns Frauen sind da viel weniger Arbeitsplätze vorhanden, weil auch die Jobs in Nachwuchsleistungszentren und Stützpunkten fast nur mit Männern besetzt sind – in höherklassigen Vereinen sowieso», sagte Wübbenhorst.
Sie ist skeptisch, dass sich daran etwas ändern könnte. «Auch wenn heute Spitzenspielerinnen von ihrem Gehalt leben können: Viele junge Frauen haben eine ganz andere Perspektive, weil sie nebenbei studieren oder sich ein zweites Standbein aufbauen», erklärte sie. Da stelle sich zum Beispiel die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, einen sicheren Beruf wie den der Lehrerin zu suchen statt Trainerin zu werden, «wo man ständig schauen muss, dass man in Lohn und Brot kommt».