Antreiber in Leverkusen: Cheftrainer Xabi Alonso. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Simon Rolfes war in diesem Sommer unwidersprochen der Transfermeister der Fußball-Bundesliga.

Der Sportchef von Bayer Leverkusen hat das Team in der Breite und Spitze extrem verstärkt und dabei nach Angaben von Club-Chef Fernando Carro «immer unsere Top-Eins-Kandidaten» verpflichtet: «Das gelingt nicht so häufig.»

Der Erfolg stellte sich entsprechend schnell ein. Zum Auftakt des 4. Spieltags fährt Leverkusen am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) als Tabellenführer ins Duell der Neun-Punkte-Starter bei Meister FC Bayern München. Doch ohne Rolfes‘ Arbeit zu schmälern, konnten diese Transfer-Erfolge auf breiter Ebene nur gelingen, weil er einen ganz besonderen Joker im Ärmel hatte: Xabi Alonso, den früheren Welt- und Europameister und heutigen Bayer-Trainer. Rolfes nennt ihn nicht umsonst ein «Zugpferd», Carro einen «Segen». Denn alleine sein Name öffnete Türen, alleine seine Aura und die Aussicht, unter ihm einmal trainieren zu können, überzeugte auch namhafteste Profis.

Alonso als Trainer: «Dann macht das schon was mit einem»

«Zu ihm schaust du auf», sagte Granit Xhaka, der als Stammspieler des englischen Vize-Meisters FC Arsenal zu Bayer wechselte, um dort der neue Leader zu sein: «Für mich war es etwas Besonderes, als ich ihn am Telefon hatte. Dann war es eine schnelle Entscheidung.» Der aus Mönchengladbach geholte Nationalspieler Jonas Hofmann sagte: «Wenn plötzlich so eine Persönlichkeit vor einem sitzt und man weiß, dass das möglicherweise dein neuer Trainer wird, dann macht das schon was mit einem.» Und Stürmer Victor Boniface, der als aktueller Top-Scorer der Liga einschlug, sagte: «Es ist sehr gut, Xabi als Coach zu haben.»

Und natürlich beobachten ihn längst die größten Clubs der Welt. Vor allem zwei, für die er selbst gespielt hat: Real Madrid und die Bayern, für die er von 2014 bis 2017 auflief. Er sei sympathisch, intelligent und habe gute Trainer gehabt, sagte Bayerns langjähriger Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor einigen Monaten: «Und wenn einer dazu ein guter Typ ist, dazu so diszipliniert und empathisch, müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn er keinen Erfolg als Trainer hat». So sieht es auch der aktuelle Real-Coach Carlo Ancelotti: «Hätte ich auf einen Spieler wetten müssen, der mal Trainer wird, hätte ich auf Xabi Alonso gewettet.»

Als Co-Trainer wollten ihn die Bayern schon mal holen, genau wie Pep Guardiola es bei Manchester City versuchte und sein Ex-Coach José Mourinho bei AS Rom. Doch Alonso hatte andere Pläne. Bei der 2. Mannschaft seines Heimatclub Real Sociedad San Sebastian sammelte er Erfahrung. Dann erschienen ihm die im Oktober 2022 auf den vorletzten Platz in der Bundesliga abgestürzten Leverkusener als der richtige nächste Schritt.

Ein großer Titel als Antrieb

Weil das Ganze mit der Aufholjagd bis in den Europacup, dem Einzug ins Europa-League-Halbfinale sowie nun dem furiosen Saisonstart gelang und weil er im Sommer bis 2026 verlängerte, glaubt Carro an einen längeren Verbleib seines spanischen Landsmanns. «Im Fußball kann man nie etwas zu 100 Prozent sicher sagen. Aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch», sagte Carro. Fans fürchten, dass ein konkretes Angebot von Real Alonso trotzdem ins Wanken bringen könnte. Doch Ancelottis Abgang zum brasilianischen Verband war bei Alonsos Verlängerung schon bekannt.

Der erlösende erste Titel für Leverkusen seit dem Pokalsieg 1993 ist aktuell Alonsos Antrieb. Deshalb wird seine erste Rückkehr als Trainer nach München am Freitag wegweisend. «Wir gehen da in einem guten Moment hin nach drei Siegen und drei guten Spielen», sagte er. «Das wird eine große Herausforderung. Aber wir haben eine gute Energie und viel Selbstvertrauen. Wir wollen so weitermachen und werden sehen, was passiert.»

Das bisher einzige Aufeinandertreffen mit dem Trainer Alonso hatte für die Münchner übrigens schwerwiegende Folgen: Das 1:2 im März in Leverkusen war das letzte Spiel von Julian Nagelsmann als Bayern-Coach.

Von Holger Schmidt, dpa
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