Bremens Niclas Füllkrug (M) trifft zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Swen Pförtner/dpa)

Die Geste des Tages zeigte Ole Werner. Das Spiel war vorbei, und der Trainer von Werder Bremen applaudierte seinem Team.

Das hatte zwar nicht gewonnen bei diesem 2:2 (2:1) beim VfL Wolfsburg, dazu fehlten nur sechs Minuten. Aber Werder hat sich in der Fußball-Bundesliga trotzdem überzeugend zurückgemeldet.

Die Mannschaft spielte so gut und mehr als 3000 mitgereiste Fans waren so laut, als wollten sie noch einmal bestätigen, was der Wolfsburger Trainer Niko Kovac schon vor dem Spiel sagte: Dieser Club «ist kein typischer Aufsteiger». Die Bundesliga hatte ihren viermaligen deutschen Meister ein Jahr lang zurecht vermisst.

Werders Werner: «Gemischte Gefühle bei uns allen»

Die Chronologie dieses Comebacks ist schnell erzählt. Werder zeigte eine starke erste Halbzeit, den frühen Rückstand durch Lukas Nmecha (11.) konterten die Bremer mit zwei Toren in nur zwei Minuten durch Niclas Füllkrug (21.) und Leonardo Bittencourt (23.). Nach der Pause büßten sie dann viel von ihrer Dominanz ein. Der späte Ausgleich durch Josuha Guilavogui war bitter, aber nicht unverdient (84.).

Trainer Werner war hinterher stolz und enttäuscht zugleich, er sprach von «gemischten Gefühlen bei uns». Vor dem Spiel hätte er noch gesagt: «Ein 2:2 beim VfL Wolfsburg ist in Ordnung. Aber wenn du in die Schlussphase gehst und 2:1 führst, dann willst du gerade als Aufsteiger jeden Punkt mitnehmen, den du irgendwo bekommen kannst.» Ein Punkt fühle sich so «wie zwei zu wenig an. Aber auf der anderen Seite steht eine Leistung, die uns nicht nur Mut macht, sondern die auch gezeigt hat, dass wir grundsätzlich mit unserer Art und Weise, Fußball zu spielen, in dieser Liga zurechtkommen.»

Die Art und Weise, Fußball zu spielen, war Werder immer wichtiger als anderen Clubs. Offensive und Spektakel waren stets ein Markenzeichen dieses Vereins. Der Abstieg 2021 tat den vielen Fans auch deshalb so weh, weil er mit dem Verlust jedweder Spielkultur einher gegangen war. An diesem Samstag in Wolfsburg deutete sich zumindest an, dass so ein Abstieg manchmal auch etwas Positives bewirken kann.

Kovac: «In der Bundesliga musst du giftig sein»

So paralysiert sich dieser Club vor 14 Monaten aus der Bundesliga verabschiedet hatte, so mutig, selbstbewusst und auch eingespielt kehrte er in der Volkswagen Arena dorthin zurück. Mit dem Dänen Jens Stage und dem Abwehrspieler Amos Pieper standen nur zwei Neuzugänge in der Startelf. Den Rest richteten die Aufstiegshelden. «Der Moment heute war: Geil, endlich wieder Bundesliga», sagte Bittencourt.

Für Wolfsburgs Trainer Niko Kovac war es mehr als zweieinhalb Jahre nach seiner Freistellung beim FC Bayern München auch eine Rückkehr in die Bundesliga. Sie lief in seinem Fall nur nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte. Die Bremer spielten so, wie er seinen VfL gern gesehen hätte – und das sagte Kovac dann auch gewohnt deutlich.

«Der Wille war bei Werder ein viel größerer», meinte er. «Sie sind in jeden Zweikampf gegangen. Sie haben das umgesetzt, was sie trainiert haben.» Denn: «In der Bundesliga musst du giftig sein. Du musst in jedem Zweikampf dabei sein wollen. Das hat mir gefehlt. Ohne Zweikämpfe wirst du in der Bundesliga keine Punkte holen und nicht erfolgreich sein. Wenn wir den Slogan «Arbeit, Fußball, Leidenschaft» haben, dann sollten wir uns auch daran halten. Ohne das wird es schwierig.» Das saß. Und das war auch ein Kompliment an die Bremer.

Von Sebastian Stiekel und Felix Schröder, dpa
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