Kein Drumrumreden, keine Ausreden. Oliver Glasner übernahm die Verantwortung für diese Niederlage.
Seine Profis seien physisch und mental nicht in der Lage gewesen, ihre beste Leistung abzurufen, sagte der Trainer nach dem 0:2 von Eintracht Frankfurt beim 1. FC Union Berlin: «Das nehme ich zu 100 Prozent auf meine Kappe.»
Drei Tage nach der berauschenden katalanischen Nacht mit dem Sieg beim FC Barcelona und dem Einzug in das Halbfinale der Europa League setzte sich für die Hessen die Punkte-Tristesse in der Rückrunde der Fußball-Bundesliga fort. Zwölf Zähler aus 13 Spielen, nur Platz zehn in der Meisterschaft, Bezwinger Union ist als Sechster nun schon satte acht Punkte voraus. «Ich weiß nicht, ob der Zug abgefahren ist, das werden wir sehen», kommentierte Glasner die Aussichten, sich noch über die Liga erneut für den internationalen Wettbewerb zu qualifizieren.
Die Fans feierten ihre Mannschaft aber auch in der Alten Försterei: «Europapokal, Europapokal.» Minutenlang standen die erschöpften und enttäuschten Spieler vor den mitgereisten und klatschenden Anhängerinnen und Anhängern. Aufbauarbeit nach einem Spiel, in dem von einem Fußball-Festival wie im Camp Nou nichts zu sehen war. «Die Spieler haben alles raus gepresst, was noch drin war, die Zitrone war aber heute leer», meinte Glasner.
Nicht mal 72 Stunden nach dem 3:2 gegen die Katalanen brachten auch fünf neue Feldspieler keinen frischen Schwung. «Die Rotation darf keine Ausrede sein. Wir haben in Barcelona gesehen, dass jeder, der auf der Bank sitzt, auch bereit ist», betonte Christopher Lenz. Notgedrungen hatte Glasner auch im Tor tauschen müssen, Kevin Trapp ist verletzt. Die Frage: Wie lange fällt der 31-Jährige aus? Trapp erlitt eine Bänderdehnung im Handgelenk beim Triumph in Barcelona, wie erst am Sonntag bekannt wurde.
Ersatzmann Jens Grahl hatte sich seine Rückkehr ins Tor in der Bundesliga nach fest sechs Jahren anders vorgestellt. «Wir hatten uns vorgenommen, alles zu machen, was geht», sagte er. Aber es ging einfach nicht viel so kurz nach dem kräfteraubenden Stimmungsintensivkurs an der sonnigen Costa Brava.
«Drei Tage später wieder bereit zu sein, ist unheimlich schwierig», meinte auch Unions Trainer Urs Fischer, der sich mit seiner Mannschaft anschickt, nach der Conference League in dieser Saison in der kommenden die Europa League zu erkunden.
Oder gar die Champions League? «Das ist mir eigentlich egal», sagte Fischer: «Wir haben gesagt, wir versuchen, oben noch mal ranzukommen. Wir sind immer noch in Schlagdistanz.» Auch zu den Champions-League-Rängen. Dass diese Aussichten noch mal beschwingend für die Leipziger Union-Woche mit dem DFB-Pokal-Halbfinale am Mittwoch und dem Duell der so gegensätzlichen Rivalen am Samstag bei RB sind, versteht sich von allein.
Eintracht-Coach Glasner sah sich hingegen der Frage nach der Einstellung für die restlichen vier Ligaspiele ausgesetzt. «Das gibt es bei mir und bei uns nicht, dass wir ein Spiel abschenken werden», betonte der 47 Jahre alte Österreicher und gönnte seinen Profis eine Mini-Pause. «Jetzt konzentrieren wir uns mal zwei Tage gar nicht. Das ist auch mal wichtig, um wieder die Kraft zu haben für den Endspurt.»