In innigen Umarmungen und stiller Trauer suchen Angehörige, Wegbegleiter und Fans von Diogo Jota Trost. Einen Tag nach dem grausamen Unfalltod des 28 Jahre alten Fußball-Nationalspielers sind seine Witwe Rute Cardoso, die Eltern und weitere Familienangehörige im portugiesischen Gondomar zur Totenwache zusammengekommen.

Die dortige Capela da Ressurreição in der Nähe von Porto ist zum Pilgerort geworden für alle, die die Tragödie irgendwie versuchen zu verarbeiten. Menschen brachten Blumen mit und legten Kränze ab.

Auch Portugals Regierungschef Luís Montenegro erwies Diogo Jota und seinem ebenfalls verunglückten, drei Jahre jüngeren Bruder André Silva in deren Heimat die Ehre. In einer nahegelegenen Kirche sollen die beiden an diesem Samstag beerdigt werden.

Ihr Tod wühlt die Menschen nicht nur in Portugal und beim FC Liverpool auf. Auch einen Tag nach der schrecklichen Nachricht über den tödlichen Unfall in Spanien überwiegt bei vielen immer noch die Fassungslosigkeit.

Fansong wird zur Trauerhymne

In Liverpool hatte Diogo Jota noch im Mai die englische Fußballmeisterschaft gefeierte und mit seinen Kindern auf dem berühmten Anfield-Rasen gespielt. Nun lassen dort Hunderte niedergelegte Schals, Trikots, Blumen und Botschaften erahnen, welche Bedeutung Diogo Jota für die Reds hatte.

Ein noch vor Wochen im Stadion fröhlich geschmettertes Fanlied zu Ehren des Angreifers ist zur Trauerhymne geworden. «Oh, er trägt die Nummer 20. Er wird uns zum Sieg führen. Und wenn er über den linken Flügel läuft, wird er nach innen ziehen und für Liverpool treffen», heißt es dort unter anderem.

«Es ist ein unglaublicher Song, der mich stolz macht», hatte Diogo Jota das Lied mal kommentiert. Zu sehen ist die Sequenz in einem Video, das der FC Liverpool nach dem Unfall teilte. In dem Clip spricht er über seine Anfänge als Fußballer, darüber wie er bei der Europameisterschaft 2004 in Portugal erstmals Cristiano Ronaldo im Nationalteam sah und von seinem Traum Premier League, den er jüngst mit dem Titel krönte. Es ist herzzerreißend.

Was passiert mit der Nummer 20?

In England wird bereits spekuliert, dass Diogo Jotas Rückennummer zu Ehren des Gestorbenen beim FC Liverpool nie mehr vergeben wird. Der Club schrieb in einer Hommage, dass die Nummer 20 «verewigt» werde.

«Für immer ein Champion, für immer Nummer 20», schrieb Liverpools Kapitän Virgil van Dijk bei Instagram. «Ich kann es nicht glauben, will es nicht glauben. Absolut am Boden zerstört und total ungläubig.» Die Frage danach, wieso so junge Menschen so plötzlich aus dem Leben gerissen werden, begleitet zahlreiche Trauernde. Beantwortet wird sie wohl nie.

Spanische Polizei ermittelt weiter

Der Unfallhergang wird weiter untersucht. Diogo Jota, der mit vollem bürgerlichem Namen Diogo José Teixeira da Silva hieß, und sein Bruder waren in der Nacht zu Donnerstag in der nordspanischen Provinz Zamora mit ihrem Auto von der Fahrbahn abgekommen – wohl wegen eines geplatzten Reifens.

Das Auto durchbrach eine Leitplanke und fing Feuer. Unklar ist unter anderem noch, wer von beiden am Steuer saß, teilte die zuständige Polizei der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit.

Diogo Jotas Atemphysiotherapeut spricht über Hintergründe

Zu den Hintergründen der Fahrt äußerte sich Diogo Jotas Atemphysiotherapeut. Miguel Gonçalves sagte der portugiesischen Sportzeitung «Record», er habe den 28-Jährigen noch am Abend vor dem tödlichen Unfall für eine letzte Behandlung gesehen. «Er war guter Dinge, sehr stolz darauf, dass er seine Lungenprobleme überwunden hatte, er war glücklich», sagte er.

Der Nationalspieler habe gewusst, dass er wegen seiner Lunge nicht fliegen durfte. Deswegen wollte er mit seinem Bruder nach Santander in Nordspanien fahren, um von dort die Fähre nach England zu nehmen. Auf halber Strecke hätten die beiden in einem Hotel Station machen wollen, um sich auszuruhen. Sie fuhren in der Nacht, weil das angesichts der derzeitigen Hitze und des Verkehrs komfortabler sei.

Diogo Jota hatte gerade erst seine langjährige Freundin Rute Cardoso geheiratet. Die beiden haben drei Kinder.