Borussia Dortmunds Trainer Niko Kovac kann die vernichtende Kritik seines Chelsea-Kollegen Enzo Maresca an den Umständen der Club-WM in den USA nicht nachvollziehen. «Gegen das Wetter kann man nichts machen. Wir haben den Klimawandel. Das betrifft uns alle. Da müssen wir alle mit umgehen», sagte Kovac zu den Äußerungen Marescas zuvor. 

Der Italiener hatte nach dem 4:1 seines Teams im Achtelfinale gegen Benfica Lissabon, das wegen eines Unwetters fast zwei Stunden unterbrochen war, über die USA als Austragungsort geschimpft. «Wenn sie schon sechs, sieben, acht Spiele unterbrochen haben, dann funktioniert hier irgendetwas nicht», hatte Maresca unter anderem gesagt. 

Kovac entgegnete, er könne den Frust über eine derart lange Unterbrechung verstehen, gab indes auch zu bedenken: «Die Sicherheit geht schon auch vor. Es darf nicht passieren, dass jemand zu Schaden kommt.» Der BVB hatte bislang noch kein Spiel, bei dem ein Unwetter aufgezogen war. Stattdessen hatten die Dortmunder bei zwei Spielen eher unter der Hitze in Cincinnati gelitten.

Kovac spricht von einem «tollen Turnier»

Vor dem Dortmunder Achtelfinale am Mittwochmorgen deutscher Zeit (3.00 Uhr MESZ/Sat.1 und DAZN) gegen CF Monterrey hielt Kovac zudem ein generelles Plädoyer für das Turnier. «Ich kann schon verstehen, dass es unterschiedliche Meinungen dazu gibt. Für mich ist das ein tolles Turnier», sagte der 53-Jährige. «Es ist zu leicht, es als überflüssig abzutun.» 

Kovac wies auf die Begeisterung hin, mit der vermeintliche Underdogs von anderen Kontinenten bislang aufgetreten seien. «Das sind sehr ernstzunehmende Gegner», befand der BVB-Coach, der allerdings einen Kritikpunkt ansprach und damit Sportdirektor Sebastian Kehl recht gab.

«Wenn man die Ticketpreise am Anfang zu hoch schraubt, dann ist es natürlich schwierig, das Stadion voll zubekommen», sagte Kovac im Hinblick auf teilweise leere Stadien. Das dritte Dortmunder Vorrundenspiel gegen Ulsan (1:0) etwa hatten nur gut 8.000 Zuschauer verfolgt. 

Sportdirektor Kehl äußert Unverständnis über hohe Ticketpreise

BVB-Sportdirektor Kehl sprach generell in Bezug auf die Club-WM von «Kinderkrankheiten» und kritisierte Anstoßzeiten und das Ticketing. «Wenn um 12 oder 15 Uhr gespielt wird, musst du die Leute derart begeistern, dass sie ihren Arbeitsplatz verlassen. Die müssen ja freinehmen. Das kann man durch sinnvolle Ticketpreispolitik fördern», sagte Kehl im Interview der «Süddeutschen Zeitung» (Dienstag). 

Von einem schlechten Omen im Hinblick auf die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in den USA, Mexiko und Kanada wollte er aber nicht sprechen. «Ich denke, die FIFA wird ihre Erkenntnisse aus diesem Turnier ziehen. Bei der WM 2026 werden die Zuschauerzahlen andere sein», sagte Kehl.

Aus Spielersicht ließ Verteidiger Julian Ryerson durchblicken, dass er mit dem neuen Turnier in der eigentlichen Sommerpause fremdelt. «Wir müssen alle das Beste daraus machen. Natürlich ist es aber etwas anderes, als wir es bislang in der Pause gewohnt waren», sagte der Norweger.