Reece James hielt die goldene WM-Trophäe in seinen Händen und schaute sichtlich verwundert nach links in das Gesicht des grinsenden Donald Trump. Auch die anderen Chelsea-Spieler blicken erstaunt auf den US-Präsidenten. Doch der machte keine Anstalten, das Podest zu verlassen, um den World Champions aus London nach dem triumphalen 3:0 (3:0) gegen den entzauberten Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain die große Bühne zu überlassen. Nein, der mächtigste Mann der Welt wollte am Ende der ersten Club-Weltmeisterschaft mit aufs Jubelbild.

Und Reece tat ihm schließlich den Gefallen. Er reckte die vom New Yorker Luxusjuwelier «Tiffany» gestaltete Trophäe in den Nachmittagshimmel über dem MetLife Stadium. Es war der Startpunkt in eine lange Partynacht.

Matchwinner Palmer: «Wir waren irritiert»

«Wir waren schon ein wenig irritiert», sagte nach dem Spiel Cole Palmer. Der als «Man of the Match» und bester Turnierspieler ausgezeichnete Engländer sprach im Zelt neben dem Stadion zur Weltpresse. Der 23-Jährige war an allen drei Toren beteiligt. Das 1:0 und 2:0 erzielte der Flügelstürmer mit zwei quasi identischen Flachschüssen mit seinem starken linken Fuß ins lange Eck. 

Und den dritten Wirkungstreffer für PSG durch den Brasilianer João Pedro bereitete Palmer mit seinem Pass noch vor der Pause vor. «Es war ein großartiges Gefühl», sagte Palmer: «Wir haben Feuer gezeigt auf dem Platz.» 

«The Sun»: Palmer hat Trump die Show gestohlen

Das englische Boulevardblatt «The Sun» frohlockte: «Cole Palmer hat etwas getan, was kein anderer Mann geschafft hat: Er hat Donald Trump die Show gestohlen.» Tatsächlich konnten die über 80.000 Zuschauer nur über Chelsea und diesen famosen Angreifer Palmer staunen – allerdings auch über PSG. 

Chelsea-Trainer Enzo Maresca, ein Hobby-Schachspieler, hatte mit dem Gewinner der kleinen europäischen Conference League den Champions-League-Sieger Luis Enrique überrumpelt. Und wie! Die Maßnahme, seinen Mittelfeldstar Enzo Fernández etwas weiter vorzuziehen und so den Pariser Strategen Vitinha weiter hinten und nach rechts versetzt zu binden, ging voll auf. So taten sich für Chelseas Rechtsaußen Palmer riesige Räume auf. 

Maresca coacht Enrique aus

Maresca hatte seine Mannschaft zudem mit einer «klaren Botschaft» ins Finale geschickt: «Lasst PSG verstehen, dass wir hier sind, um das Spiel zu gewinnen. Und wir haben ihnen in den ersten zehn Minuten gezeigt: Wir sind da!»

Es war ein großer Abend, für Palmer, für Maresca, für Chelsea. «Wir sind Club-Weltmeister. Das ist eine top, top Leistung», frohlockte der italienische Trainer. Die «Blues» aus London haben Geschichte geschrieben. Chelsea ist der erste Club-Weltmeister im neuen XXL-Format mit 32 Teilnehmern. 

Maresca prophezeite trotz der vielen kritischen Stimmen an dem Turnier, das gerade erst am Anfang seiner Entwicklung steht: «Dieser Wettbewerb wird sehr wertvoll werden, vielleicht sogar wertvoller als die Champions League.» Das habe er auch seinen Spielern gesagt. Vier Jahre sind sie nun Weltmeister.

FIFA-Chef Infantino wird nicht ruhen

Wer den von Gigantismus und Business getriebenen FIFA-Präsidenten Gianni Infantino kennt, der ahnt, dass dieser alles daran setzen wird, sein globales Event irgendwann heller strahlen zu sehen als die schon lange etablierte und sportlich anerkannte Champions League des europäischen Verbandes UEFA. 

Das Preisgeld überzeugte schon jetzt viele Topclubs. Chelsea hat in den vier Turnierwochen über 100 Millionen US-Dollar kassiert. Auch der FC Bayern München und Borussia Dortmund nahmen viel Geld mit nach Hause. 

Als gereizte Verlierer verabschiedeten sich die Pariser Stars um den extrem emotionalen Torwart Gianluigi Donnarumma und Starcoach Enrique in den kurzen Sommerurlaub. Der frustrierte Portugiese João Neves sah in der Schlussphase Rot, weil er Spaniens Europameister Marc Cucurella wüst an den langen Haaren zog. Und nach Spielende gab es einige heftige Rangeleien – mittendrin PSG-Coach Luis Enrique.

Enrique: Wir sind keine Verlierer

«Das war komplett vermeidbar», gab Enrique zu. Der Spanier führte die Szenen auf «das hohe Druck-Niveau» in einem Finale zurück. Noch dazu, wenn es so verläuft wie für sein vorher unbezwingbar scheinendes PSG-Ensemble.

Als jemand von seinem Team als Verlierern sprach, antwortete er gereizt mit erhobenem Zeigefinger: «Wir sind keine Verlierer! Wir sind Zweiter geworden!» Es bleibt für Paris eine herausragende Saison mit drei Titeln. Auch wenn die globale Krönung ausblieb. Frankreichs renommierte Sportzeitung «L’Équipe» titelte: «PSG fällt aus seiner Wolke.» Und schlug dabei ziemlich hart auf.

Und Trump? Der knatterte irgendwann im Hubschrauber davon. Das Finale hatte er vor seiner Showeinlage bei der Siegerehrung überwiegend in einer Loge an der Seite von First Lady Melania Trump sowie dem Ehepaar Infantino verfolgt. Der FIFA-Chef hofierte den US-Präsidenten, der für den Weltverband sehr wichtig bleibt. 

Denn in einem Jahr findet auch die WM-Endrunde der Nationalteams in Kanada, Mexiko und mit den meisten der 104 Spiele in den USA statt. Das Finale steigt am 19. Juli 2026 dann wieder im MetLife Stadium – und womöglich drängt sich Trump dann wieder auf das Siegerfoto mit den Weltmeistern.